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Beirut: Hadsel (Review)

Artist:

Beirut

Beirut: Hadsel
Album:

Hadsel

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Folkrock, Barockpop, Singer-Songwriter, Indiepop, Neo-Folk, Worldmusic

Label: Pompeii Records/Secretly Distribution
Spieldauer: 48:14
Erschienen: 10.11.2023
Website: [Link]

Eine (gar nicht mal so) steile These: Die tollsten Bläser-Arrangements im Indiepop stammen von Zach Condon und seinem Langzeitprojekt BEIRUT. Das war eigentlich schon vor knapp 20 Jahren so, als der damals noch blutjunge US-Amerikaner im glühendheißen Albuquerque/New Mexico mit dem Debütalbum "Gulag Orkestar" sein Fernweh auslebte und eine seltsame, sehr reizvolle Mixtur aus Balkan-Folk und Worldmusic-Pop fabrizierte. Trompete und Flügelhorn spielte er da noch selbst ein, später traten für die Brass-Abteilung Könner wie Kelly Pratt oder Jon Natchez seiner Band bei. 

Und auch heute, da ein gereifter Zach Condon unter dem bewährten Moniker BEIRUT ein fast schon altmeisterliches Comeback-Werk vorlegt, stehen diese wunderbaren Instrumente im Mittelpunkt (neben einer Orgel, aber dazu später mehr). Allein der Opener und Titelsong des neuen Albums "Hadsel" schwelgt dermaßen in der puren Schönheit warmer Trompeten- und Waldhorn-Sounds, dass es dem Hörer Tränen der Freude in die Augen treibt. Auch danach macht diese gebläseintensive Klangmalerei den besonderen Reiz einer Platte aus, die eindeutig zu Condons besten gezählt werden darf. 

Was 2006 mit dem exotischen Pop von "Gulag Orkestar" so hoffnungsvoll begann, kulminiert nun in zwölf prächtigen Barockpop-Songs und feierlichen Folk-Balladen mit Condons schöner, stets etwas manirierter Stimme. Inzwischen ist dieser zeitweise in Berlin lebende hochtalentierte Musiker auch schon 37 Jahre alt - und hörbar gereift, vermutlich auch durch die hinter ihm liegenden "schicksalhaften und belebenden Jahre" (so sein Label Pompeii Records). Denn hartnäckige Hals-Problemen zwangen den Sänger noch vor der Pandemie, seine Tournee abzusagen, und Condon musste sich die Frage stellen, ob er jemals wieder eine Live-Show spielen könnte. 

Kreative Erlösung fand der musikalische Weltenbummler diesmal im hohen Norden Europas. In einer kleinen Hütte auf der norwegischen Insel Hadsel (daher der Albumtitel) traf der US-Amerikaner einen Orgelliebhaber namens Oddvar, der ihm Zugang zur örtlichen Hadselkirke verschaffte. Auf der Kirchenorgel legte Condon 2020 das Fundament für sein nächstes BEIRUT-Album, das er - man glaubt es angesichts der klanglichen Opulenz kaum - allein schrieb und aufnahm. "Die Schönheit der Natur, die Nordlichter und auch furchterregende Stürme" inspirierten ihn und setzten neue Kräfte beim Songschreiben frei. "Ich möchte glauben, dass diese Szenerie irgendwie in der Musik gegenwärtig ist", sagt Condon.

Es bleibt natürlich der Fantasie des Hörers überlassen, diese Bilder bei sich im Kopf zu erzeugen - aber dass die neuen BEIRUT-Lieder zumindest Condons fast verloren gegangene künstlerische Euphorie ausdrücken, dürfte klar sein sein. Wie schon auf dem Debüt von 2006 (mit Songtiteln wie "Prenzlauerberg", "Mount Wroclai" oder "Bratislava") spiegelt die Tracklist von "Hadsel" die Lebensumstände des US-Musikers in Polarkreis-Nähe wider ("Arctic Forest", "Stokmarknes", "Island Life", "Spillhaugen"). 

Stücke wie "So Many Plans", "The Tern" oder "Süddeutsches Ton-Bild-Studio" (ja, das Stück heißt tatsächlich so!) sind meisterhaft instrumentiert und arrangiert. Zu den allgegenwärtigen Bläser- und Orgel-Klängen gesellen sich modulare Synthesizer, Gitarre und Ukulele, Drum-Machines, Handtrommeln und andere Percussions. Einzige dezente Kritik: In punkto Rhythmen und Tempi ist "Hadsel" nicht besonders abwechslungsreich.

FAZIT: Die zwölf Songs von "Hadsel" entstanden mit einer komplizierten Vorgeschichte und unter schwierigen Umständen - und sie sind vielleicht gerade deswegen besonders gut geworden. Ein Album aus einem Guss und definitiv ein starker Neustart für BEIRUT. Wer Indiepop als ambitioniertes Kopf-Kino mag, ist bei Zach Condons Langzeitprojekt immer noch an der richtigen Adresse. Und tollere Bläser-Arrangements hört man ansonsten nirgends.

Werner Herpell (Info) (Review 3258x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Hadsel 
  • Arctic Forest
  • Baion
  • So Many Plans
  • Melbu
  • Stokmarknes
  • Island Life
  • Spillhaugen
  • January 18th
  • Süddeutsches Ton-Bild-Studio
  • The Tern 
  • Regulatory

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • Hadsel (2023) - 12/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
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